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Warum Dystopianern?

Herzlich willkommen im Land der Dystopianerin.

Eure wahrscheinlich erste Frage: „Warum Dystopianern ?“ (Verb: das Dystopianern; zusammengesetzt aus dem Nomen “Dystopie“ und dem neologistischen Verb „cornern“), möchte ich beantworten mit einer Gegenfrage: Was kann ich sonst tun in diesen Tagen? Wie kann ich einen Rest Haltung wahren? Wie kann ich mich im Untergang, wenigstens manchmal, wohlfühlen? Hin und wieder sogar diabolischen Spaß dabei haben? Einzige Antwort: als bekennende*r Dystopianer*in. In der bedingungslosen Akzeptanz der Dekadenz.


Das setzt die Erkenntnis voraus: Ich bin in der Dystopie längst angekommen und alle anderen sind auch schon da. Nun setze ich mich hin, in irgendeine Ecke, lass den Korken springen, öffne die Büchse der Pandora und schau mir die herausschießenden Geister in aller Ruhe an. Von mir aus mit einem Gläschen Champagner in der Hand. Oder etwas Stärkerem. Da ich persönlich in meiner Funktion als Dytopianerin nichts voraussage, sondern lediglich beschreibe, was ist, kann ich mich weder Nostradamus noch Cassandra nennen, zwei mir durchaus sympathische und nicht völlig unverwandte Gestalten. Nein, ich, in meiner ganz persönlichen Wenigkeit, lade euch ein, mit mir zu dystopianern. Radikal hinzugucken, radikal auszurufen, radikal zärtlich zu sein, und last but not least auch radikal zu feiern. Trotzdem. Denn die Erde ist schön und gut. Die Menschen haben neben vielen schrecklichen Dingen, doch auch eine Menge beglückendes gebaut, getan, gespielt, gemalt. Hin und wieder können sie sogar freundlich sein. Bezüglich des Vernünftig-seins bin ich mir da nicht so sicher. Aber damit kenne ich mich eh nicht aus.


Ich möchte mit euch allen einen Raum schaffen: Darin treffen sich dann Dystopia und Utopia. Dort können sie plaudern und sich fetzen. Den Raum schaffe ich mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen: den Worten, den Tönen, den Farben, den Gedanken. Mit einem Musik-Album, mit einem Buch, Zeichnungen, mit Konzerten. Gemeinsam mit grandiosen Mitstreiter*innen aus der ganzen Welt und ganz aus der Nähe.

Stehen wir zusammen gegen Rassismus, Faschismus, Antisemitismus, Anti-Feminismus, Ausgrenzung jeder Art! Lasst uns zusammen singen, tanzen, reden, fühlen. Lasst uns versuchen Mentshen1 zu sein. Bauen wir einen Bienenkorb. Feiern wir das Leben, während wir es in den schwärzesten Farben malen. Und lasst uns die Nazis jagen! Action now!


1jiddisch: ein guter Mensch


Falls jemand die Kraft hat, mehr zu lesen, hier noch ein kurzes Gedicht, das einen (es gibt äußerst diverse) Dystopianer*innen Zustand beschreibt:


Der Palmölrochen


Der Palmölrochen hat sich heut erbrochen,

dann ist er unters Bett gekrochen.

Dort zählt er Staub und wackelt mit den Ohren,

vertreibt die Zeit mit Nasenbohren.

Um fünf nach drei, da hat er sich geschworen:

Ich bleibe jetzt im Untergrund und fast allein.

Hier gibt es Schaben und ein Hühnerbein.

Vergessen dort und da paar geile Muscheln,

mit denen kann ich haltlos kuscheln.

Ich bin so durch mit diesem Staat und seinen Puppen,

werd‘ mich vergnügt zu Tode zucken –

so wie es mir behagt.

Mit Schnaps und ohne Eile,

wobei das Kapital ich umverteile,

wenn draußen Regen pisst

und mir gerade danach ist.


Copy: Ira Blazejewska Mai 2021




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